Kernkraftwerk Philippsburg

Im Jahr 2011 wurden Scheuchversuche im Rahmen eines notwendigen Wasserrechtsantrags der EnBW für Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg (KKP) durchgeführt. Ziel der Versuche war es, neue Erkenntnisse über das Verhalten von Fischen in elektrischen Feldern zu erhalten und diese für die an diesem Standort bereits eingesetzte elektrische Fischscheuchanlage zu nutzen. Zu diesem Zweck wurde vor dem Kühlwassereinlauf des Kraftwerks ein schwimmender Netzkäfig konstruiert und an einer Seite eine Fischscheuchanlage eingebaut. Mit Hilfe eines DIDSON (Dual Frequency Identification Sonar) konnte das Fischverhalten im Netzkäfig im Livebild beobachtet werden. Mit den Versuchsreihen konnten grundlegende Erkenntnisse über die zum Scheuchen von Fischen notwendige Feldgeometrie, Feldstärken/ Stromdichten und Impulsfrequenzen erlangt werden.

Auf Grundlage dieser neu gewonnenen Erkenntnisse wurden weitere Versuchsreihen ab Herbst 2011 auf dem Gelände des KKP durchgeführt. Für diese Versuchsreihen wurde eigens ein Rundstrombecken auf dem Betriebsgelände des KKP erstellt (Maße ca. 26 x 4 x 1 m). Die Idee eines elektrifizierbaren Rechens konnte in diesem Versuchsgerinne mit unterschiedlichen Modifikationen umgesetzt werden. Durch das IUS wurden für alle Versuche auch Feldsimulationen erstellt. Die Versuche wurden bis ins Jahr 2012 fortgeführt. Neben elektrischen Scheuchanlagen wurden in den Versuchen auch andere Technologien getestet, z.B. die Wirkung von Infraschall oder Unterwasserstroboskopen.

Es konnten Impulsfrequenzen und Rechen-/ Elektrodenanordnungen identifiziert werden, die ein erfolgreiches Scheuchen und Leiten von Fischen in einen Bypass unterstützten. So konnten grundsätzlich fischpassierbare Vertikalrechen durch eine Elektrifizierung zu einer Wanderbarriere bzw. Leiteinrichtung für abwandernde Fische modifiziert werden. Auch bzgl. der Fischart Aal konnten mit einer Gleichstrom-Scheuchanlage vielversprechende Ergebnisse im Hinblick auf abwandernde Tiere erzielt werden (Rost et al 2014). Eine vergleichbare Anlage kam anschließend auch in Freilandversuchen (Murg, Enz) sowie im Rahmen eines Monitoringprojektes (Hirschhorn) zum Einsatz.

Parallel dazu wurden in den Jahren 2011 bis 2014 im KKP ein durchgehendes Monitoring des Fischanfalls durchgeführt. Der gesamte Fischanfall wurde täglich 24 Stunden (7 Tage/ Woche, 365 Tage/ Jahr) von geschultem Personal an der Bogenrechenanlage abgesammelt. Jeder Fisch ab 4 cm Totallänge wurde auf Artniveau bestimmt und seine Länge gemessen. Alle überlebenden Fische wurden anschließend im Rhein freigesetzt. Aus den gewonnenen Daten ließen sich Angaben zu Umfang und Verteilung des gesamten Fischanfalls, zur Verteilung der Größenklassen und zu Umfang und Verteilung der Arten während des Untersuchungszeitraums ermitteln. Im Rahmen des Monitorings wurden im Zeitraum 2011 bis 2014 ca. 6.500.000 Fische erfasst

Auftraggeber:
EnBW Kernkraft GmbH – Kernkraftwerk Philippsburg
EnBW Kraftwerke AG

Zeitraum:
2011 – 2014

Erbrachte Leistungen:

  • Durchführung von Scheuchversuchen mit Lachsen und Aalen sowie mit Wildfischen
  • Verwendung eines DIDSON (Dual Frequency Identification Sonar) zur Erfassung des Fischverhaltens
  • Erstellung von Feldsimulationen zur Visualisierung der elektrischen Felder
  • Durchführung verschiedenster Versuchsanordnungen zum Thema Scheuchen und Leiten von Fischen in einem Rundstrombecken
  • Handabsammeln des gesamten Fischanfalls in den Jahren 2011 bis 2014 (24 Stunden/ Tag, 7 Tage/ Woche, 365 Tage/ Jahr)
  • Bestimmung bis auf Artniveau

Zurück